Bildungsreise nach Köln und Frankfurt vom 13.05. – 15.05.2010


Am Donnerstag, den 13.Mai 2010, startete unsere 2 tägige Bildungsreise mit dem Bus nach Köln. Erster Programmpunkt war am Vormittag die sehenswerte Stadtführung mit zwei gehörlosen Stadtführern, die 2 ½ Stunden dauerte. Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Führung startete am Kölner Dom.

Der Kölner Dom mit seinen zwei 157 m hohen Türmen ist seit Jahrhunderten das Wahrzeichen der Stadt und das bekannteste Architekturdenkmal Deutschlands. Es dauerte 632 Jahre, bis die größte deutsche Kathedrale fertig gebaut war.

Einige Daten über diesen Dom:

- fünfschiffiger gotischer Kirchbau mit Umgangschor und Kapellenkranz

- monumentale Westfassade mit zwei Türmen.

- Nordturm mit 157,38 Metern Höhe; er war damals das höchste Bauwerk der Erde

- Mittelschiff mit 119 Metern Länge und 45,19 Metern Breite; Seitenschiff mit 15,21 m Breite 

- Fenster mit 10.000 Quadratmetern Fläche

- Platz für 20.000 Personen

- Baukosten nach heutigem Wert: rund 10 Milliarden Euro

 

Weiter ging es zu bekanntesten Sehenswürdigkeiten: das Kölner Rathaus, Gürzenich, 4711-Haus, Heinzelmännchenbrunnen, mehrere Kirchen, die Hohenzollernbrücke.

Das Kölner Rathaus: Das Rathaus wurde um 1330 gebaut. Die Renaissancelaube (16. Jahrhundert) und der Turm (15. Jahrhundert) wurden nachträglich angefügt. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Gebäudekomplex schwer beschädigt, er wurde dann aber bis 1972 wieder hergerichtet und ist heute Sitz des Rats und des Oberbürgermeisters.

Gürzenich:  Im Gürzenich - der "Guten Stube Kölns" - wurden schon Feste von Kaisern, Fürsten und Bürgern gefeiert, aber auch Krönungsfeiern, Gerichtstage und ein Reichstag abgehalten. Auch heute gilt es als eine der wichtigsten Kölner Veranstaltungsadressen.

 

4711-Haus: Die Legende des Duftwassers

Der junge Wilhelm Mülhens und seine Braut bekamen an ihrem Hochzeitstag, den 8. Oktober 1792, von einem Karthäusermönch eine Rezeptur für ein geheimnisvolles "aqua mirabilis" geschenkt. Das ist die Geburtstunde für eine Erfolgsgeschichte die den Namen der Stadt in aller Welt bekannt macht.

Während der französischen Besatzung schickten die Soldaten das Erzeugnis als Gruß unter der Bezeichnung "Eau de Cologne" in die Heimat. Den Franzosen verdankt das Duftwasser auch sein Markennamen 4711. Die Legende sagt, dass der französische Stadkommandant befohlen hatte die Kölner Häuser mit dem Dom beginnend durchzunummerieren. Der Soldat schrieb an das Haus in der Glockengasse mit seinem Kreidestift die Nummer 4711. Zu der Zeit verkaufte der clevere Geschäftsmann Wasser noch als medizinisches Heilmittel. Als die französische Besatzungsregierung im Jahr 1810 die Herausgabe aller Rezepturen für pharmazeutische Produkte verlangte, deklarierte der findige Fabrikant das Produkt in ein Duftwasser um.

Mit dem Imagewandel begann im 19. Jahrhundert der weltweite Siegeszug des Parfüms. Heute wird das Produkt in über 60 Länder exportiert. Die Marke gehört heute zu Mäurer + Wirtz.

Heinzelmännchenbrunnen: Die Sage von den fleißigen Helfern, die jedem Bürger der Stadt über Nacht ein Stück lästiger Arbeit abnahmen, inspirierte den schlesischen Volksdichter August Kopisch zu seinem Gedicht über "Die Heinzelmännchen zu Cölln".Der Heinzelmännchen-Brunnen wurde 1899 vom "Cölner Verschönerungsverein" zum hundertsten Geburtstag von August Kopisch gestiftet. Gestaltet wurde er von Edmund und Heinrich Renard.  Für die beiden, Vater und Sohn, war das doch sehr weltliche Thema des Brunnens etwas Neues, denn sonst schufen sie religiöse Kunstwerke.

Mehrere Kirchen: Köln ist eine Stadt der Kirchen. Wie in keiner anderen deutschen Stadt finden sich hier auf dem engen Raum innerhalb des Verlaufs der mittelalterlichen Stadtmauer zwölf große romanische Stifts- und Klosterkirchen, die zu den bedeutendsten Westeuropas zählen.

 

Die Hohenzollernbrücke: Die Hohenzollernbrücke, die gute alte Zugbrücke - fast 100 Jahre alt, entwickelte sich zum Wallfahrtsort für verliebte Paare. Entlang des Sicherheitsgitters, das den Fußweg von den Eisenbahngleisen trennte,  hängten Vorhängeschlösser, auf denen die Namen des Paares eingraviert sind - und es wurden täglich mehr. Unter diesen so genannten  „Liebeschlösser“ gehörte auch das Vorhängeschloss unserer Mitgliedern, das Ehepaar Birgit und Heribert Dinkel. Sie hatten das schönes Geschenk von ihren zwei  Kindern zu ihrer Silberhochzeit bekommen. Es war mit ihren Vornamen und Datum des Hochzeitstages versehen. Als Zeichen ihrer Liebe hatten Birgit und Heribert ihren Schloss im Eisengitter verhakt, es zuschnappen lassen und den Schlüssel in den Rhein geworfen. Das ist ein seit Spätsommer 2008 aus Italien stammende Brauch, den verliebte Pärchen abgeguckt hatten.

Wir hatten eine Stunde zur freien Verfügung, die wir mit der Kaffeepause oder kleines Mittagessen oder der Besichtigung im Innern des Kölner Doms nutzten.

Anschließend fuhren wir weiter zum interessanten Schokoladenmuseum mit Führung, die von  zwei Gebärden - Dolmetscherinnen, selbst hörend, begleitet wurden.

 

Das Schokoladenmuseum liegt - einem Schiff aus Glas und Metall gleich - auf der Rheinauhafen-Halbinsel, direkt vor der Altstadt in der Nähe des Kölner Doms. Im mittelalterlichen Köln war hier der Anker- und Umschlagplatz der Rheinschiffer. Heute gelangt man über die historische Drehbrücke zu einem neu entstehenden Stadtquartier. Das Museum bildet seine nördliche Spitze. Der Rundgang durch die drei Ausstellungsebenen gleicht einer Reise durch die 3000-jährige Kulturgeschichte der Schokolade - von der Götterspeise der Azteken bis zum modernen Industrieprodukt.

Vom Kakaoanbau bis zur fertigen Schokolade, von den Ursprüngen in Amerika bis zum Industrieprodukt macht das Schokoladenmuseum Köln alle Aspekte eines der weltweit beliebtesten Lebens- und Genussmittel erlebbar.

 

Speise der Götter

Der Kakaobaum "Theobroma cacao" (griech. Speise der Götter) wuchs ursprünglich im Amazonasgebiet. Heute wird er vor allem von Kleinbauern in den tropischen Regionen der ganzen Welt angebaut.

In der ersten Ausstellungsebene des Museums kann man den Weg der Kakaobohne - vom Anbau bis hin zum schokoladigen Endprodukt - verfolgen. Ein Höhepunkt dieser Reise bildet das Tropenhaus, in dem man den Kakaobaum bewundern und das tropische Klima nachempfinden kann.

 

Die gläserne Schokofabrik

Die fertige Schokoladenmasse, aus der verschiedenste Schokoladenprodukte hergestellt werden, steht am Ende eines aufwändigen Prozesses. In der Produktionsanlage wird die Herstellung von kleinen Schokoladentafeln, Hohlfiguren oder Pralinen gezeigt. Die mit Sichtfenstern ausgestatteten Maschinen der kleinen Schokoladenfabrik erlauben detaillierte Eindrücke in die einzelnen Arbeitsschritte.

 

Vom Göttertrank zum Luxusgut

In der zweiten Ausstellungsebene erfährt der Besucher Faszinierendes über die Kulturgeschichte der Schokolade. Sie begann vor über 3000 Jahren in Mesoamerika. Geheimnisvolle Figuren und fantasievolle Gefäße altamerikanischer Kulturen vermitteln einen Eindruck vom Mysterium frühen Schokoladengenusses und vom hohen Wert der Kakaobohne.

 

In Europa wird ihre Geschichte fortgeschrieben. Wertvolle Schokoladenservices aus Porzellan und Silber verdeutlichen den Stellenwert des Luxusgetränkes und den Reichtum der Schokoladengenießer im 18. Jahrhundert.

 

Kultschokoladen

In der dritten Ausstellungsebene dreht sich alles um die kultigen Produkte der Schokoladenindustrie. Neben der Geschichte einzelner Marken sind Anekdötchen und Kuriositäten zu erleben: Welche Schokolade zierte Barry der Bernhardiner? Wie kommt der Goldhase in sein Papier? Wann gab es den ersten Schokoriegel und wer ist eigentlich Günther Euringer?

 

Reklame im Wandel der Zeit

Ein weiterer Ausstellungsbereich macht die Geschichte der Schokoladenwerbung erlebbar. Hier sind bunte Emailleschilder zu bestaunen, historische Schokoladenautomaten zu bewundern und alte Werbefilme in unserem Schokokino zu genießen.

 

Werbespots von 1926 bis heute zeigen auf amüsante Weise, wie sich Zeitgeist und Mode verändert haben. Noch vor achtzig Jahren wurde beispielsweise der hohe Kaloriengehalt der Schokolade als Vorteil gepriesen und die Fernsehspots der 70er Jahre sind ein herausragendes Fernsehereignis.

 

Der Unternehmer Dr. Hans Imhoff und die Firmengeschichte Lindt & Sprüngli

Das Schokoladenmuseum lädt ein, in die Geschichte des Hauses einzutauchen. Spannend zeigt sich das Leben des Unternehmers Dr. Hans Imhoff im Zeichen der Schokolade. Im Jahre 1993 konnte er seinen lang gehegten Traum erfüllen und das Schokoladenmuseum eröffnen.

Ab März 2006 gibt es eine Kooperation zwischen dem Kölner Schokoladenmuseum und der Firma Lindt & Sprüngli in den Bereichen Schokoladenproduktion und Marketing. Seitdem ist es möglich, feinste Lindt-Schokolade aus dem Schokoladenbrunnen zu naschen und einiges über die Geschichte des Unternehmens zu erfahren.

 

 

 

Der Schokobrunnen

Das Wahrzeichen des Museums ist das drei Meter hohe Schokobrunnen, in dem 200 kg Vollmilchschokolade durchfließt. Jeder Besucher ist eingeladen, hier die flüssige Köstlichkeit zu probieren.

 

Wir fuhren dann zum Hotel  „IBIS“ und schließen dort mit einem Abendessen ab.

 

Am nächsten Tag nach dem reichhaltigen Frühstück fuhren wir zur Produktionsstätte vom WDR. Es war für uns eine einmalige Gelegenheit, die bei Hörgeschädigten sehr beliebten und bekannten Fernsehserie „Lindenstraße“, zu besichtigen. Wir sahen sowohl die Studios für Innenaufnahmen als auch die Außenkulisse. Wir bekamen auch zwei Schauspieler, Sontje Peplow als „Lisa“  und Moritz Zielke als „Momo“ persönlich zu sehen. Wir durften sie mit Fragen überschütten und mit denen fotografieren lassen. Sontje konnte sogar auf unsere Fragen mit Gebärden antworten. Wir waren erstaunt.

 

Wissenswertes über die Dreharbeiten:

Täglich (Montag bis Freitag) erstellt das Team der "Lindenstraße" rund sieben bis acht sendefertige Minuten. In vier Tagen entsteht eine Folge, dazu kommt ein Tag technische Nachbearbeitung (Feinschnitt, Nachvertonung). Die Kulissen der "Lindenstraße" befinden sich auf dem WDR-Gelände in Köln- Bocklemünd.

Gedreht wird - außer in der 5-wöchigen Sommerpause - das ganze Jahr über. Die "Lindenstraße" ist im Dreh der Zeit zwischen acht und zehn Wochen voraus. 80 Prozent der Serienhandlung werden in den Studios gedreht, 15 Prozent spielen in der Außenkulisse, fünf Prozent werden an Originalschauplätzen inszeniert.

 

Es war für uns ein unvergessliches Erlebnis.

Wir machten dann auf der Heimfahrt einen kurzen Zwischenstopp beim Gehörlosenzentrum in Frankfurt a. Main. Dort besichtigten wir ein sehr gut bestücktes Museum zur Geschichte der Gehörlosen und Schwerhörigen, ausgestellt vom Lothar Scharf. Wir trafen dort auch unser Vereinsmitglied Jürgen Endress.

Die Sammlung zur Geschichte der Gehörlosen & Schwerhörigen umfasst:

über 700 antiquarische Bücher und Schriften sowie zahlreiche Zeitungen

Kunstwerke gehörloser Künstler – darunter von David Ludwig Bloch (1910-2002), Wilhelm Gdanietz (1893-1969), Bernhard Thomas (1879-1945), Ruth Schaumann (1899-1975), Ferdinand Horacek (1888-1956)

100 Exponate vom Hörrohr, über elektrische Hörgeräte bis hin zum Cochlea Implantat

seltene und kuriose Heilmittel gegen Taubheit und Schwerhörigkeit

verschiedene Audiometer und Vielhöreranlagen aus den Schulen für Hörgeschädigte

Hilfsmittel, wie Lichtwecker und Schreibtelefone

Dokumente, Fotos, Zeitungen und Schriften aus der NS-Zeit (gehörlose Juden, Gehörlose und Schwerhörige in der Hitlerjugend, Sterilisation, Gehörlose in der NSDAP, Wehrmacht, SA und im Volkssturm)

Filme, Abzeichen, Medaillen, Ansichtskarten und einige hundert Fotos über Bildungswesen, Sport, Kultur und Vereinswesen

Es gab Kaffee und Kuchen.

 

Wir fuhren weiter Richtung nach Hause.

In Helmstadt sind wir im Gasthof „Zur Krone“ zum Abendessen eingekehrt.

Ende dieser Bildungsreise war Diebach bei Neustadt/ Aisch um ca. 23 Uhr.

 

Wir danken dem Organisator Thomas Bauer für den super gelungenen zweitägigen Ausflug.

Das wird uns lange in Erinnerung bleiben.